GGSG-Jahrestagung 2012

"Sprachwandel und seine Reflexe im Neuhochdeutschen" 27.-29. September 2012, Universität Siegen

27.-29. September 2012, Universität Siegen

Die konzipierte Sektion widmet sich erstmalig der Untersuchung unterschiedlicher Sprachwandelphänomene im Bereich der Phraseologismen bzw. der so genannten formelhaften Wendungen und betritt insofern Neuland, als diese Fragestellung sowohl in der historischen Sprachwissenschaft als auch in der Phraseologieforschung ein noch relativ junger Bereich ist. Mittlerweile haben sich verschiedene diachron ausgerichtete Projekte speziell der Untersuchung mehr oder weniger fester bzw. mit der Zeit fest werdender Wendungen, deren Dynamiken, Variation und Modifikation gewidmet.

Die Idee zu dieser Sektion ist in den Projekten HiFoS (Universität Trier), OldPhras (Universität Basel) und DoLPh (Universität Luxemburg) entstanden. Die Projekte bauen aufeinander auf und pflegen einen regen Austausch. Dabei stehen sie u.a. vor der Aufgabe, unterschiedliche Forschungsdisziplinen zusammenzuführen. Denn einerseits berücksichtigte die Phraseologieforschung bisher vor allem rezente (Standard-)Sprachen und richtete den Blick nur am Rande auf ältere Sprachstufen oder regionale/dialektale Varietäten. Andererseits ließen sowohl die historische Sprachwissenschaft insgesamt als auch die theoretischen Erklärungsversuche einzelner Sprachwandelphänomene das komplexe Gefüge formelhafter Wendungen weitgehend unbeachtet.

Innerhalb der Projekte gilt es daher, die Grenzen der Untersuchungsmethoden, wie sie auf rezente Sprachstufen anwendbar sind, auf die Anforderungen des historischen Materials einerseits und auf die Erfordernisse formelhafter Wendungen andererseits zu erweitern. Auch müssen phraseologische Klassifikationen und Definitionsmerkmale mit Blick auf Sprachwandelprozesse hinterfragt werden genauso wie die bisherigen Darstellungstechniken und Beschreibungsprinzipien von Phraseologismen in idiomatischen Nachschlagewerken. Hier ist zum Beispiel an das Kriterium der Idiomatizität zu denken, wenn ein komplexer Ausdruck zu unterschiedlichen Zeiten seiner Verwendung zunächst in wörtlicher Bedeutung gebräuchlich war und erst im Lauf der Zeit unterschiedliche Grade der Idiomatizität erreicht. Um ein relativ junges Beispiel zu bemühen: Wer legt heute noch den Hörer auf die Gabel? In den Einzeldarstellungen konzentriert sich der Beitrag von Natalia Filatkina (HiFoS) auf die Frage, in wie fern formelhafte Sprache für die Erforschung des Sprachwandels fruchtbar sein kann und zeigt anhand der diachronen Analyse einiger Wendungen die Typen des Sprachwandels auf, die für den Bereich der Formelhaftigkeit typisch sind.

Inwiefern phraseologische Wandelprozesse in einem digitalen Nachschlagewerk als diachrones Kontinuum erfasst und abgefragt werden können, diskutiert Marcel Dräger (OLdPhras) in seinem Beitrag. Dabei rückt auch die Frage in den Fokus, wie die Phraseographie dem Problem einer äußerst lückenhaft zugänglichen phraseologischen Sprachgeschichte gerecht werden kann, mit dem Ziel, das Nachfrageinteresse zu bedienen ohne dabei in Spekulationen zu verfallen. Mit einem Blick auf das Luxemburgische und benachbarte Varietäten des Deutschen gehen Ane Kleine-Engel und Jutta Schumacher (DoLPh) auf unterschiedliche (sprach)geschichtlich geprägte Verfestigungsszenarien formelhafter Wendungen ein.

Organisation

    Dr. Natalia Filatkina
    Universität Trier

    Marcel Dräger M.A.
    Universität Basel

    Dr. Ane Kleine-Engel
    Universität Luxemburg

    Dr. Jutta Schumacher
    Universität Luxemburg

Further information:

  • Konzept und Abstracts (PDF)

Contact:

Dr. Natalia Filatkina

Universität Trier
Universitätsring 15
D-54286 Trier

filatkina@uni-trier.de

tel: +49 651 201 2294
fax: +49 651 201 2297